Nachdem Weihbischof Bongartz jahrelang verkündete, er gehe „in der Spur der Betroffenen“, ist nun sein Rücktritt, auch wenn er nach Verlautbarungen des Bistum Hildesheim „nur“ aus gesundheitlichen Gründen geschieht, aus Betroffenensicht mehr als notwendig und konsequent.
Aus diesem Grund begrüßen wir als Betroffenenrat Nord den Rücktritt von Weihbischof Bongartz ausdrücklich.
Wir wollen dabei nicht seine Verdienste schmälern, die er für das Bistum Hildesheim nachweislich geleistet hat, sondern aus unserer Sicht verdeutlichen, warum Herr Bongartz bis zuletzt für viele Betroffene immer ein Stein des Anstoßes blieb:
Betroffene aus dem Bistum Hildesheim hatten schon 2022 seinen Rücktritt gefordert, nachdem ihm in der Studie „Wissen Teilen“ als ehemaligem Personalchef und Beauftragten für sexualisierte Gewalt im Bistum Hildesheim massive Fehleinschätzungen gegenüber Tätern, Beschuldigten und Opfern nachgewiesen wurde.
So hat der Betroffenenrat Nord immer wieder und bis zuletzt deutlich gemacht, dass etlichen Betroffenen durch konsequenteres Handeln seitens Herrn Bongartz viel Leid hätte erspart werden können. Im Fall Karin B. (Täter Peter R.) hat er nicht konsequent genug gehandelt, um Leid von der Betroffenen abzuwenden. Im Fall des Täters Georg M. informierte er die Pfarrei in Wolfenbüttel nicht über den vorliegenden Verdacht, sodass Georg M. ungehinderten Zugang zu Kindern bekam. Durch konsequentes Handeln hätten hier weitere Taten an Kindern und Jugendlichen verhindern werden können. Deshalb hatten sich im Frühjahr dieses Jahres die Pfarreigremien und Pfarrer
Matthias Eggers gegen eine Firmspendung durch Herrn Bongartz ausgesprochen – woraufhin dem Pfarrer(!) ein Amtsenthebungsverfahren angedroht wurde.
Im Fall des TV 13 (vgl. Studie „Wissen Teilen) hat Herr Bongartz als damaliger Personalchef, trotz seines Wissens über den Täter, dessen Ruhestandsbezüge ungekürzt weiterlaufen lassen, während schon erste Zahlungen an dessen Opfer flossen. Eine Meldung nach Rom erfolgte nicht.
Das nun von Papst Franziskus angenommen Rücktrittsgesuch ist das zweite angenommene Rücktrittsgesuch binnen 18 Monaten im Raum der Metropolie. Im März 2023 trat der Osnabrücker Bischof Bode zurück, nachdem der Betroffenenrat Nord sein Fehlverhalten im Umgang mit Tätern und Betroffenen vier Monate zuvor über das Erzbistum Hamburg bei den römischen Dekasterien angezeigt hatte. Dass das Bistum Hildesheim die Kritik an Weihbischof Bongartz bzgl. seines Umgangs mit Missbrauchsfällen in seinen bisherigen Veröffentlichungen zum Rücktritt mit keinem Wort benennt, irritiert.
Für den Betroffenenrat Nord
Ilona Düing, Raphael Ohlms, Norbert Thewes als Sprecherteam